Modul 4: Verbindungen

Zwischen Sehnsucht und Skepsis

Deutschland und Israel verbindet eine unentwirrbare Geschichte, und ihr Verhältnis zueinander ist bis in die Gegenwart hinein durch Widersprüche gekennzeichnet. Gleichzeitig sind die Beziehungen auch geprägt von Nähe, Kontinuität und Verstehen. Gemeinsame kulturelle Wurzeln bilden ein Band, das – trotz allem – nicht abgerissen ist. Die deutsche Sprache spielt dabei eine ambivalente Rolle, denn als Sprache der Täter und der alten Heimat verbindet und trennt
sie zugleich. Noch während in den Jahren um die Staatsgründung Deutsch aus dem öffentlichen Leben verbannt ist, werden bereits erste „Ehemaligen-Vereine“ gegründet und deutsche Stammtische und Kaffeehausrunden abgehalten, die teilweise bis heute existieren. Das deutsch-jüdische Kulturerbe des unfreiwillig verlassenen Heimatlandes Deutschland lebt im modernen Israel weiter und prägt die israelische Gesellschaft bis heute.

Titelseite der „Haaretz“-Wochenendausgabe,
 Marlene Dietrich mit Teddy Kollek, Jerusalem, 25.02.1966:

In der Wohnung des Jerusalemer Bürgermeisters Teddy Kollek redet sich die Diva vor ihrem Konzert in Stimmung. Nachdem das Foto auf dem Titel der „Haaretz“-Wochenendausgabe erschienen war, wurde Kollek von der Opposition heftig kritisiert: „Da haben wir einen Bürgermeister, einen Mann, der das Ansehen Jerusalems und aller seiner Bürger, einschließlich seiner religiösen, repräsentieren und die Moral im allgemeinen hochhalten sollte. Man sehe ihn sich an, wie er hier zu Füßen einer Schauspielerin sitzt, die berüchtigt für ihre Beine ist!“ „Der Löwe von Jerusalem“ kontert: „Sehen Sie sich das Bild doch einmal an, und beachten Sie vor allem den Ausdruck auf meinem Gesicht. Da sitze ich neben den berühmtesten Beinen der Welt – mache ich deshalb einen glücklichen Eindruck? Genieße ich dieses Vorrecht? Ich sehe nicht einmal hin! Und warum nicht? Warum dieser Ernst auf meinem Gesicht? Weil ich einfach an nichts anderes denke als an unseren Jahreshaushalt! Ich wünschte, Sie täten das gleiche, statt weitere Zeit damit zu verschwenden, sich diese Beine anzusehen!“ Damit, so Kollek in seiner Autobiografie („Ein Leben für Jerusalem“, 1992), war das Thema erledigt.