„Er fuhr mit der rechten Hand in die Tasche, machte eine Bewegung, als hätte er sich verbrannt, und zog schnell, als wolle er den Schmerz loswerden, eine verbogene, braunschwarze Gabel hervor. Es war die erbärmlichste Gabel, die ich je gesehen habe. Wenn Trauer und Gram keine menschlichen Gefühle wären, sondern sich in Essbesteck manifestierten, dann wäre diese Gabel Gott. (…) Ich fragte, warum er mir die Gabel zeigte, und er sagte: ‚Sie gehört Ihnen. ‚ Ich sah ihn an und fragte: ‚Aber wieso mir?‘ Er sagte: ‚Die Gabel ist aus Kanada, und sie gehört Ihnen!‘ Ich verstand, dass er die letzte Station vor der Gaskammer von Auschwitz meinte, und sah ihn fragend an. ‚Sie müssen sich irren‘, sagte ich, und er sagte: ‚Nein, ich irre mich nicht.‘ Ich wurde nervös, der Mann brachte mich aus der Fassung. Er sagte: ‚Ich erinnere mich, ich erinnere mich genau.‘ Ich blickte auf meine Hand mit der Gabel, die schon die meine geworden war. Ich wollte sie nicht, aber ich konnte sie auch nicht zurückgeben.“
In seinen Deutschland-Erinnerungen „Der letzte Berliner“ beschreibt der israelische Schriftsteller Yoram Kaniuk, wie ein alter Mann ihm nach einer Lesung in Deutschland eine Gabel aufdrängt.